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Vom Zauber der Smartphones

Eine Freundin ist mit ihren Enkeln auf der Rückfahrt von einem Familientreffen. Die 8-jährige Judith, die mit ihrem Down-Syndrom nicht sehr gerne ruhig angeschnallt in ihrem Kindersitz sitzt, ist auffallend still und spielt intensiv mit einem Gegenstand. Was macht sie? Nachfragen bringt nichts und nachschauen kann meine Freundin nicht, der Verkehr nimmt ihre Aufmerksamkeit in Anspruch.

Doch zuhause ist kein Spielzeug mehr vorhanden. Intensives Nachfragen beim jüngeren Bruder bringt heraus, dass Judith mit einem Smartphone gespielt hat, das sie der Gastgeberin entwendet und jetzt zuhause mit schlechtem Gewissen schnell unter der Bettdecke versteckt hat. Judith hat am Familienfest ihre Cousins und Cousinen, ihre Onkel und Tanten beobachtet und deren Faszination für das kleine Gerät gesehen. Und daran wollte sie auch teilhaben. Schnell hat sie verstanden wie einfach sich darauf Bewegung hervorzaubern lässt. Sofort ist Judith wie all die anderen  gebannt von den Möglichkeiten der e-Technik.

Alle, die ein Smartphone benützen, weisen darauf hin, wie schnell und effizient man damit Informationen abrufen könne: Eine sprachinteressierte Freundin nützt es als Wörterbuch, eine andere als Nachschlagewerk. Und Politiker versorgen sich damit jederzeit mit den letzten Neuigkeiten. Die meisten von ihnen sind auf diverse online-Medien registriert, und sobald dort eine neue Meldung erscheint, werden sie durch einen Signalton darauf aufmerksam gemacht. So sind sie in jeder Lebenssituation stets über das Neueste informiert.

Doch was steckt eigentlich hinter diesem Bedürfnis, möglichst sofort über das gerade Vorgefallene informiert zu sein? Ist es Wissensdurst? Der Drang, sofort handeln zu können, wenn die Situation es erfordert? Oder ist es vielleicht einfach Neugier? Oder wie im Fall der kleinen Judith, die Freude an den vielen Bildern, die sich durch Berührung hervorzaubern lassen, das Ändern der Farben, wie sich Grosses klein und Kleines gross machen lässt?

Doch wenn ich durch die Strassen der Stadt gehe, im Zug oder Tram fahre, in Restaurants die Gäste, in meetings, Sitzungen, Vorträgen die Teilnehmer betrachte, jeder in sein smart-phones vertieft, so frage ich mich schon, ob wir uns zu Menschen entwickeln, von denen jeder je länger je mehr nur noch in seiner eigenen virtuellen Welt lebt, uninteressiert am tatsächlichen Leben, unbeteiligt gegenüber Mitmenschen, unfähig sich in ein Gespräch oder Thema zu vertiefen, da das smart-phone ja immer wieder Aufmerksamkeit verlangt und diese auch – vor allem anderen bevorzugt – erhält.

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