Die Fussball-Weltmeisterschaften sind vorbei. Verschwunden sind die verschiedenen Fahnen von Balkonen und Fenster, verschwunden die farbigen Überzieher an den Seitenspiegeln der Autos, verschwunden auch die lustigen Fähnlein aus den Seitenfenstern, die den mühsamen Stadt- und Vorortsverkehr erheiterten. Verstummt sind das aufgeregte Werweissen über den Tagessieger, die heftigen Diskussionen um die Entscheide der Schiedsrichter. Die überschäumende Freude nach einem unverhofften Tor, die Jubelrufe, das Gehupe, die spontanen Umarmungen sind nur noch Erinnerung.
Sporttag
Für unsere Schüler steht kurz vor den Sommerferien auch ein sportlicher Höhepunkt bevor: der Sporttag. Dieser hat sich durch all die Schulversuche und Umkrempelungen der letzten Jahre standhaft halten können: Schnelllauf, Hoch- und Weitsprung werden getestet, im Stafettenlauf gilt es als Gruppe zusammenzuhalten und am Nachmittag finden dann die beliebten Ballspiele statt. So war es früher.
Im Gespräch mit einer jungen Mutter werde ich aufgeklärt: Heute dürfen die Klassen keine eigenen Teams für die Wettspiele mehr aufstellen, sonst würden „ungesunde Situationen“ entstehen, weil Einzelne oder Gruppen ja besser als die anderen seien. Es gebe darum nur noch klassendurchmischte Teams. Selbstverständlich sei den Kindern auch verboten, einer siegreichen Mannschaft zuzujubeln; das könnte die Verlierer traurig stimmen. Jubeln, Bravorufen oder Klatschen dürften die Kinder nur bei einem Unentschieden! Ungläubiges Nachfragen ändert nichts, die Mutter bestätigt ihre Worte. Jetzt wird vieles klar: Das ist Ausfluss der von der Erziehungsdirektion verordneten Ideologie: „Alle sind gleich.“
Verfehlte Ideologie
Nach dieser Ideologie darf es ja auch keine Noten geben. Bewertungen gelten als diskriminierend, da sie die falsche Gleichheitsidee der Gutmenschen verletzen. Wettkämpfe im Sport fördern wie Noten den Willen zu Leistung, Fleiss, Einsatz, Selbstbehauptung, Ehrgeiz, Wettbewerb. Sie lehren das Kind nicht nur, die eigenen Stärken zu erkennen und diese weiter zu entwickeln, sondern auch Niederlagen anzunehmen, zu ertragen und das beste daraus zu machen.
Das erste Zeugnis
Doch die Realität in der heutigen Schule sieht anders aus: Meine Enkelin erhielt als 2. Klässlerin ihr erstes Zeugnis. Seltsam bedrückt sass sie in der Stube. „Wie war Dein Zeugnis? Hast Du Freude daran? Ich bin ganz neugierig wie das heute aussieht.“ Sie blickt stumm zu Boden. Was ist nur los? Sind die Noten schlecht? Der Vater fordert das Kind auf, das Zeugnis zu holen, sie hätte ja so gute Noten. Da bricht es in Tränen aus: „Ich darf das Zeugnis nicht zeigen. Die Lehrerin hat es verboten. Nur die Eltern dürfen es anschauen.“ Das arme Kind, zum ersten Mal ist es gezwungen, etwas vor seiner Grossmutter geheimzuhalten. Das bis jetzt selbstverständliche Vertrauensverhältnis wird durch die Anordnung der Lehrerin gestört. So klein, und schon ein Opfer der von der Erziehungsdirektion verordneten Indoktrination!
Indoktrination
Nach dieser Indoktrination darf es keine Stärkeren und keine Schwächeren geben, keine Gescheiteren und keine Dümmeren, keine Schnellen und keine Langsamen, keine Vorlaute und keine Besonnenen. Und weil das Leben die einzelnen Menschen weder gleich ausstattet noch gleich behandelt, greift man zur bekannten Methode der kommunistischen und anderen Diktaturen: Man missbraucht die Strukturen und die eigene Macht und trichtert den wehrlosen Kindern Ideologien ein, die nichts mit der Lebenswirklichkeit zu tun haben und die – wie alles Weltfremde – unsere Kinder auf ihrem Weg ins Leben behindern: Das Leben stellt Aufgaben und verlangt deren Lösung. Verordnete Gleichheit gibt es nur noch in Nordkorea – und anscheinend im Kanton Zürich.