Weihnachtsausflug in die Stadt

Im Advent wollte ich unserem Enkel, einem aufgeweckten Erstklässler, eine besondere Freude machen. Wie ich es jeweils mit jedem unserer vier Kinder getan hatte, wollte ich mit ihm in der Vorweihnachtszeit in die Stadt. Ganz ohne Hetze und Verpflichtungen wollten wir uns den grossen, über und über mit Kristallen behängten glitzernden Weihnachtsbaum im Hauptbahnhof anschauen, dann durch die Bahnhofstrasse schlendern und uns von den Tausenden von flackernden Lämpchen im Himmel über uns verzaubern lassen. Vielleicht gäbe es wie früher ein speziell für Kinder weihnächtlich ausgestattetes Schaufenster mit sich bewegendem Spielzeug in märchenhafter Umgebung. Auf jeden Fall aber wollten wir im grossen Spielzeuggeschäft all die Herrlichkeiten bestaunen und dann irgendwo etwas essen. So holte ich den Buben nach der Schule zuhause ab. Unendlich lange sass er an seinem Zvieri, meinte, eigentlich wolle er gar nicht in die Stadt, verlangte noch nach einem Tee, der dann natürlich zu heiss war, kurz: er zögerte und „plemperte“ bis ich schliesslich den geplanten Ausflug aufgab und nach Hause wollte. Da aber entschied er sich, doch mitzukommen.

Natürlich fuhr uns auch der spätere Zug vor der Nase weg, schliesslich aber landeten wir im Hauptbahnhof. Die weihnächtlichen Marktstände in der Halle beeindruckten meinen Enkel wenig, aber beim Baum bestaunten wir die sich drehenden kristallenen Tiere und Pflanzen, die zum Teil auch farbig glitzerten.

Auf der Bahnhofstrasse herrschte ein grosses Gedränge, Kinder-Schaufenster gab es keine, die neue Weihnachtsbeleuchtung interessierte ihn nicht, mein Enkel wollte nach Hause.

Mit einiger Überredungskunst brachte ich ihn schliesslich zum Spielzeuggeschäft, wo er dann vergnügt Knöpfe drückte, die die Stofftiere zum Bewegen brachten oder ihnen Stimmen verliehen. Auch liess er auf der ausgestellten Rennbahn die Autos um die Kurven flitzen. Zudem machte er mich auf einige wenige Dinge aufmerksam, die er sich zu Weihnachten wünsche, aber am meisten interessierte ihn die Schleckecke mit ihren unzähligen Süssigkeiten in allen Formen und Farben, von denen er eine Auswahl heim nehmen durfte.

Nach einer Pizza in einer ruhigen Ecke eines Restaurants sassen wir wieder im Zug. „Es war langweilig“, lautete sein Kommentar.

Zuhause – schon im Nachthemd – erwartete uns seine ältere Schwester mit glänzenden Augen: „Gäll, es isch megaläss!“

Wie verschieden Geschwister doch sein können!

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