Wie kinderfreundlich ist die Schweiz?

Diese Frage ist falsch gestellt, sie müsste vielmehr lauten: Wie kinderfreundlich sind die Schweizer? Institutionen sind nämlich immer nur so gut wie die Menschen, die sie ausfüllen und beleben.

Die Schweizer sind kinderfreundlich

Nach meinen Beobachtungen sind die Schweizer in den letzten 40 Jahren sehr viel kinderfreundlicher geworden. Früher mussten sich Kinder in der Öffentlichkeit ganz den Erwachsenenbedürfnissen anpassen, d.h. sie hatten ruhig zu sein, still zu sitzen, nicht aufzufallen, der Umgebung keine Unannehmlichkeiten zu bereiten. Heute werden Kinder als junge Menschen wahrgenommen, die ihre Lebendigkeit nicht unterdrücken müssen, und Lebensfreude, Ärger und Enttäuschung lautstark zum Ausdruck bringen dürfen.

Rücksicht ist auch nötig

Diese Unbekümmertheit von Kindern und Eltern wird allerdings auf engem Raum, z.B. im Zug, oder in besonderer Atmosphäre, z.B. während eines Gebets, auch als unangemessen wahrgenommen. Häufig gelingt es in solchen Fällen, die Kinder abzulenken und zu dämpfen. Manchmal aber wird ein Gespräch mit den Eltern nötig, in dem man darauf hinweist, dass Kinder auch lernen müssen, Rücksicht zu nehmen.

Krippenplätze sind kein Hinweis auf Kinderfreundlichkeit

In den Medien wird die Kinderfreundlichkeit der Schweiz allerdings daran gemessen, wie viele Krippenplätze pro Kind vom Staat zur Verfügung gestellt werden. Welch einseitige Betrachtungsweise! Als ob das Wohl des Kindes von der Anzahl der Krippenplätze abhinge! Ehrlicherweise muss man doch zugeben, dass es nur ganz wenige Fälle gibt, in denen beide Eltern oder der alleinstehende Elternteil unabdingbar Vollzeit arbeiten müssen um den Lebensunterhalt zu verdienen und deshalb die Erziehungsaufgabe an ihren Kindern nicht selbst erfüllen können. Trotzdem will man uns weis machen – und dies vor allem von sozialistischer Seite, die das Heil ohnehin auf jedem Gebiet vom Staat allein erwartet – dass das Wohl und die Zukunft unserer Kinder von staatlichen Krippenplätzen abhänge.

Kinder selber erziehen

Nun hat aber eine Studie der Sozialdemokratin Karin Schwiter in der Schweiz gezeigt, dass die befragten jungen Erwachsenen sagen, „wenn man sich für Kinder entscheide, dann solle man sich auch um sie kümmern und sie ins Zentrum stellen.“ Ein gesundes Zeichen für Selbstverantwortung und Unabhängigkeit! Vielleicht auch ein Zeichen von gesundem Misstrauen den Staatsangestellten gegenüber, die die Kinder anstelle der Eltern erziehen sollen. Natürlich kann die Sozialdemokratin Schwiter solche Antworten nur schon aus politischen Gründen nicht  akzeptieren und spricht von  „veralteten gesellschaftlichen Strukturen“. Diese Auslegung wiederum ist ein weiteres Zeichen dafür, dass gewisse Leute überhaupt nicht verstanden haben, dass es im Leben „Werte“ gibt, die unendlich viel „wert“-voller sind als alle Theorien, die uns heute von Sozialpädgogen bis zum Überdruss vorgelegt werden.

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