Erziehung ist heute in jedermanns Mund. Mit der Geburt des Kindes übernehmen Eltern eine grosse Verantwortung, die sie über Jahre hinweg tragen müssen. Ihnen ist ein Mensch anvertraut, der zunächst umfassende Betreuung und Liebe braucht. Im Laufe der Jahre lernt das Kind, mehr und mehr für sich selber zu schauen, bis es schliesslich selbständig ist. Erziehung ist nichts anderes als liebevolle Betreuung, Vorbild, Anleitung, Hinführen des Kindes zum erwachsenen Menschen, der fähig ist, das Leben in all seinen Höhen und Tiefen zu meistern, Rücksicht zu nehmen auf Mitmenschen und Umwelt und einen wertvollen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten.
Erziehung soll dem Kind Selbstvertrauen geben, Herausforderungen zu meistern, es aber auch auf Gefahren und Bedrohungen aufmerksam machen, davor schützen und anleiten damit umzugehen. Ein wichtiges Anliegen der Erziehung ist das Fördern der individuellen Anlagen und Talente des Kindes.
Regeln
Erziehung heisst ebenfalls Übermitteln und Durchsetzen von Regeln, die das Leben in der Gemeinschaft ermöglichen. Diese Regeln brauchen Kinder, weil sie – wie alle Menschen – nicht nur gut sind, sondern auch gegen Interessen von Mitmenschen und Umwelt verstossen. Ohne Regeln werden Kinder zu kleinen Egoisten, die später als Erwachsene rücksichtslos nur das eigene Interesse verfolgen und Gesellschaft, Institutionen und Mitmenschen dafür brauchen und missbrauchen. Regeln kann man bereits kleinen Kindern erklären; man sollte es allerdings nicht allzu wortreich tun; dies lässt ihre Bedeutung in den Ohren des Kindes zu gross werden und fordert Widerstand geradezu heraus.
Allerdings müssen aufgestellte Regeln durchgesetzt werden, sonst nützen sie nichts. Darum muss man sich Anordnungen zum voraus gut überlegen. Regeln müssen sich aus der Realität ableiten. Sie müssen Anforderungen stellen, Gefahren, konkretes Fehlverhalten, Verstösse gegen Mitmenschen, Umwelt, Gemeinwohl abwenden und vermeiden helfen. Auf keinen Fall dürfen sie „schikanös“ oder selbstherrlich sein.
Strafen
Wenn Regeln nicht eingehalten werden, wird eine Strafmassnahme nötig. Diese sollte einen Zusammenhang mit dem Verstoss haben und als logische Folge aus dem Fehlverhalten resultieren. Oft kann man die Strafe schon beim Formulieren der Regel mit dem Kind besprechen und dieses so in den logischen Ablauf einbeziehen.
Vor allem bei Pubertierenden ist es hilfreich, die eigenen Sorgen, Nöte und Ängste aufzudecken, und dann Regeln und allfällige Konsequenzen bei Nicht-Einhalten miteinander zu besprechen. In Situationen, in denen man gegen die Ansicht des Jugendlichen etwas anordnen muss, ist es hilfreich, sich zu überlegen, ob es bei diesem Problem im weitesten Sinn ums Überleben geht. Nutzen und Aufwand, allenfalls gar Schaden lassen sich so besser abschätzen.
Unbedingt vermeiden sollte man in der Erziehung Drohungen. Liebesentzug, angedroht oder durchgeführt, gehört zu den schlimmsten Erfahrungen eines Kindes. Das Kind muss in allen Situationen wissen, dass es geliebt und angenommen ist.