Was soll man da nur machen?

Zwei erwachsene Söhne hat die lustige quirlige Frau, die ich kürzlich getroffen habe. Einer ist wie sie und ihr Mann: arbeitsam, fleissig, zuverlässig, doch der zweite bereitet ihr grossen Kummer. Die Schule hat er gerade noch abgeschlossen, aber von einer Lehre wollte er nichts wissen. Auch arbeiten wollte er nicht. Am liebsten war er mit drei gleichaltrigen Jungen aus dem Dorf zusammen und „hängte herum“. Die Mutter glaubte an eine verspätete Pubertät, an eine Auflehnung gegen das Elternhaus, die sich legen werde. Sie nahm sich vor, der Konfrontation nicht aus dem Weg zu gehen und forderte ihn immer wieder dazu auf, eine Lehrstelle zu suchen, schrieb gar für ihn Bewerbungen. Doch alles fruchtete nicht. Tagsüber sass er zuhause auf dem Sofa, beschäftigt mit der Play Station. Wenn er sich bewegte, so bildete er seine Muskeln aus; er war ein kräftiger junger Mann – wie seine drei Kollegen, mit denen er abends in den Ausgang ging. Weit nach Mitternacht kam er mit einigem Lärm zurück und weckte den Rest der Familie, die am Morgen wieder aufstehen und zur Arbeit musste.

Die Zeit verging, doch die „pubertäre Störung“ verschwand nicht. Der junge Mann wurde volljährig, und geändert hat sich nichts: Spät steht er auf, hängt in der Wohnung herum, die er tagsüber für sich alleine hat. Noch immer bilden Play Station und body building seinen Lebensinhalt. Nachts ist er im Ausgang, mitten in der Nacht kommt er heim und kocht sich was zu essen.

Die Mutter ist am Verzweifeln, sucht ihm über Beziehungen Arbeitsstellen mit einem verständnisvollen Chef, an denen er aber nach 2-3 Tagen einfach nicht mehr erscheint. Sie schickt ihn aufs RAV. Das ist ihm zu mühsam, er müsste Bewerbungen schreiben. Zuhause tyrannisiert er die Familie. Vergeblich versuchen die Eltern, ihren Sohn auf die Strasse zu stellen damit er für sich selber sorgen muss. Er weigert sich.

Die Mutter sucht Hilfe auf der Gemeinde. „Sie sind von Gesetzes wegen verpflichtet für Ihren Sohn zu sorgen bis er 25-jährig ist. Er hat ja keine Berufsausbildung. Seien Sie froh, dass er sich nicht auswärts eine Wohnung genommen hat. Für deren Miete wären Sie auch haftbar.“

Ich kann die Geschichte kaum glauben und rufe das Sozialamt unserer Gemeinde an:

Es ist so, dass Jugendliche in Ausbildung bis zum 25. Lebensjahr von den Eltern unterstützt werden müssen. Eine Regelung für junge Erwachsene, die sich weigern etwas zu lernen und zu arbeiten, gibt es nicht. – Da kann man nur hoffen, es finde sich eine unkonventionelle Lösung, damit der junge Mann das reale Leben kennen lernt und Verantwortung für sich selber übernimmt.

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