Ich freue mich jedes Mal, wenn ich junge Frauen sehe, die stolz ihr Bäuchlein im engen T-Shirt vor sich her tragen und damit aller Welt verkünden: „Seht her, ich bin schwanger!“
In Erwartung
„Sie ist in Erwartung“ heisst es oder wie meine Grossmutter zu sagen pflegte: „Sie ist in der Hoffnung“. Vorfreude klingt da mit, Erwartung auf ein grosses Ereignis, das Hoffnung erweckt und wohl auch erfüllt. Das Leben geht weiter! Es erlöscht nicht einfach mit dem Ende unseres eigenen Daseins, es geht weiter, setzt sich fort.
Darum gilt den Schwangeren auch unsere Anteilnahme, deshalb freuen wir uns über die Geburt jedes Neugeborenen.
Geburt und dann?
Seit einigen Jahren beobachte ich nun aber eine Erscheinung, die mir nicht so recht zu dieser Freude, Erwartung, Hoffnung, Anteilnahme passen will: In den letzten Monaten der Schwangerschaft ist bei vielen werdenden Müttern eine unruhige Geschäftigkeit zu beobachten, die in der Frage gipfelt: Wem und wohin kann ich mein Kind geben, wenn es auf der Welt ist?
Wo bleibt die Freude?
Ein Kind gebären um es freiwillig wegzugeben? Wo bleibt denn nun die Freude? Wo die Hoffnung, die Erwartung? Der Sinn der Schwangerschaft liegt doch nicht in sich selbst, sondern im Kind, um das sich in der Schwangerschaft alles dreht. Dieses wird mit der Geburt zu einer Aufgabe, die auch Einschränkung und Verzicht mit sich bringt. Leider wird es für viele junge Eltern zur störenden Pflicht, derer man sich so gut und schnell wie möglich zu entledigen sucht. Der Schrei nach Kinderkrippen, Tagesmüttern, Tagesschulen ist unüberhörbar.
Vielleicht täte unsere Gesellschaft gut, das Kind wieder mehr als Verheissung zu sehen dafür, dass das Leben weitergeht, ein Leben voller Erwartung und Hoffnung, dem nicht genug Sorge getragen werden kann.